Über Jahrzehnte war das Sammeln von Briefmarken das Hobby schlechthin. Irgendwann ließ die Begeisterung für seltene und wertvolle Marken jedoch nach. Allerdings nur kurzfristig, denn mittlerweile entdecken wieder immer mehr Menschen ihre Liebe zur Philatelie.
Und dabei handelt es sich keineswegs nur um die ältere Generation. Auch viele junge Erwachsene und sogar Jugendliche verfallen dem Sammelfieber. Entsprechend beeindruckend sind folgende Zahlen: Der Bund Deutscher Philatelisten (BDPh) unterhält in seinen zwölf Landesverbänden rund 900 Vereine, die wiederum auf eine stolze Mitgliederzahl von insgesamt etwa 30.000 kommen. Doch längst nicht jeder Briefmarkensammler hat sich auch einem Verein angeschlossen. Experten vermuten, dass es in Deutschland derzeit bis zu zwei Millionen aktive Sammler gibt, die ihr Hobby alleine oder gemeinsam mit der Familie und Freunden ausüben. Doch was genau macht eigentlich den Reiz aus? Streng genommen wird mit einer Briefmarke ja lediglich das bezahlte Porto quittiert. Es würde wohl niemand auf die Idee kommen, Quittungen aus einem Laden oder einem Restaurant zu sammeln.
Warum also dann Briefmarken?
Darum ist das Sammeln von Briefmarken so ungemein faszinierend
Briefmarken sind echte Kunstwerke im Miniformat. Hier werden auf kleinstem Raum die unterschiedlichsten Motive verewigt. Mal dokumentieren sie einen kulturellen oder geschichtlichen Meilenstein, mal ehren sie eine berühmte Persönlichkeit. Ein anderes Mal zeigen sie ein bestimmtes Tier oder eine Pflanze und manchmal stellen sie sogar ein wichtiges Sportereignis dar. Qualität und ästhetischer Anspruch der Motive sind zudem außerordentlich hoch. Oder anders ausgedrückt: Es macht einfach Freude, visuell in die beeindruckenden Kunstwerke einzutauchen.
Doch das alles macht noch nicht den außerordentlichen Wert vieler Briefmarken aus. Dieser hängt nämlich nicht zuletzt vom Stempel und von der jeweiligen Adresse auf dem Umschlag ab. Die beiden Merkmale dokumentieren, in welcher Ära der Brief unterwegs war und welchen Weg er nahm. Ein besonders interessantes Beispiel ist in diesem Zusammenhang der sogenannte „Bordeaux-Brief“. Er benötigte im Jahre 1847 für den Weg von Mauritius nach Bordeaux exakt 85 Tage. Als dieser Brief 1993 versteigert wurde, schoss der Ausrufpreis in weniger als einer Minute auf fünf Millionen Schweizer Franken hoch. Experten zufolge ist der Brief inzwischen mehr als zehn Millionen Euro wert. So ist es auch kein Wunder, dass Briefmarken umgangssprachlich gerne als „Aktie des kleinen Mannes“ bezeichnet werden!
Der Einstieg in die Welt der Briefmarken
Wer sich als Einsteiger etwas näher mit dem Sammeln von Briefmarken befassen möchte, sollte eine Faustregel niemals vergessen: In eine Sammlung gehören nur einwandfreie Marken ohne Beschädigungen. Selbst kleinste Fehler können den Wert ganz erheblich mindern, was sich spätestens bei einem eventuellen Verkauf bemerkbar macht. Umgekehrt gilt bei einem Ankauf: unbedingt ganz genau hinsehen, um mögliche Fehler oder Makel rechtzeitig zu erkennen. Wer diese goldene Regel beherzigt, hat bereits einen ersten erfolgreichen Schritt auf dem Weg zu einer wertvollen Sammlung getan. Oft bilden aber auch geerbte Briefmarken den Auftakt zu einer eigenen Sammlung. Und das kann durchaus lukrativ sein. Hat Opa beispielsweise vor Jahrzehnten eine seltene Briefmarke für 100 Mark ersteigert, könnte diese nach einer Schätzung durch einen Spezialisten locker einen vierstelligen Betrag einbringen.